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Heimatpflege

Auf Exkursion zu den Gemarkungssteinen im Thoma Tal
Helga und Hartwig Günther haben ein Buch über historische Grenzsteine im Thoma-Tal veröffentlicht. Bei ihren Recherchen waren sie in tiefen Wälder unterwegs und manchmal auch auf steilen Hängen.
Das Buch von Helga und Hartwig Günther über historische Grenzsteine im Thoma-Tal, das das Ehepaar Ende vergangenen Jahres veröffentlicht hat, trägt einen langen Titel: "Ein Rundgang entlang der Gemarkungsgrenzsteine von Bernau sowie der Grenzsteine zwischen Wald und Weide zwischen den ehemaligen Bernauer Gemeinden". Im Vorwort des mit selbst aufgenommenen Fotos bebilderten Werks erläutern die begeisterten Heimatforscher und Wanderer ihre Faszination, die die Steine wegen ihres Alters, ihres Aussehens oder ihrer Standorte auf sie ausgeübt haben.
Als Beauftragte für Denkmalschutz wurde Helga Günther zudem vom Landesverband des Schwarzwaldvereins aufgefordert, Grenzsteine zu erfassen und zu dokumentieren. Hinter Helga und Hartwig Günther liegt eine jahrelange Suche in Wäldern und im Unterholz, auf steilen Geröllhalden und tiefen Abhängen, um die mehreren hundert Grenzsteine zu finden, die sie ihren auf Fotografien dokumentiert haben.
Als unverzichtbare Grundlage für die Suche hatten sie vom Vermessungsamt Waldshut Kopien von rund 25 Auszügen der Deutschen Grundkarte erhalten mit nummerierten Grenzsteinen und den Gewannnamen, auch von Karten der ehemaligen Gemeinden aus dem Jahr 1790 mit gut lesbaren Wald/Weidegrenzen. Diese Steine aufzuspüren habe sich zu einer wahren Leidenschaft entwickelt, sagen sie. Ein Abenteuer außerdem, da Grenzsteine die Eigenschaft hätten, sich nicht an Wege zu halten, sondern fast immer im Wald und da oft in schwerdurchdringlichem Unterholz zu finden seien. Trotz noch so aufwändiger Suche habe man nicht alle Steine finden können.
Aufgefallen war ihnen auf ihren Exkursionen, dass nahezu alle alten Steine aus rotem Sandstein gefertigt worden waren – ein Material, das im Hochschwarzwald nicht vorkommt und vom Hochrhein geholt werden musste.
Der wahrscheinlich älteste Stein steht beim heutigen Lederschobenstein, den man auf dem Wanderweg "Turmsteige" passiert, und datiert aus dem Jahr 1767. Andere Grenzsteine tragen die Jahreszahl 1784, während auf den meisten Grenzsteinen die Jahreszahl 1842 eingemeißelt ist. Grenzsteine wurden bereits seit dem 15. Jahrhundert bereits gesetzt. "Auf diese Weise können wir nach mehr als 250 Jahren immer noch die ehemaligen Grenzen finden", sagen die beiden Grenzsteinforscher.
Wie Helga und Hartwig Günther berichten, befindet sich auf der Oberseite der Steine eine deutlich erkennbare Rille, die die Richtung des Grenzverlaufes anzeigt. An Eckpunkten und wichtigen Standorten habe man höhere Hauptsteine gesetzt, dazwischen die niedrigeren Läufersteine. Auf der dem Besitzer zugewandten Seite sei dessen Initial, manchmal auch seine Wappen eingemeißelt, auf der gegenüberliegenden Seite meist die laufende Nummerierung.
Gefunden haben Günthers auch neuere, unbeschriftete Granitsteine. Diese wurden bei der Waldflurbereinigung in den Jahren 1972 bis 1984 neu gesetzt, da die alten Grenzsteine nicht mehr vorhanden waren und deshalb nach der Vermessung neue Markierungen angebracht worden sind.
In einem Inhaltsverzeichnis sind die nummerierten Gemarkungs steine übersichtlich aufgeführt, ebenso die Grenzen zu den Nachbargemeinden. Helga und Hartwig Günther finden es wichtig, diese alten Grenzsteine nicht nur in ihrer Funktion als Grenze zu begreifen, sondern auch als erhaltenswerte Kleindenkmale zu achten. Manche sind uralt. So sei bekannt, dass bereits im Jahr 1328 die älteste deutsche Beschreibung eines Grenzverlaufes vom Zwing und Bann des Klosters St. Blasien erschienen ist, in dem als Grenzpunkte auch das Herzogenhorn ("des herzogen horne") und der Farnberg ("vahrenberg") erwähnt werden.